Frage: Herr N. (67 Jahre)

Ich bin langjähriger Geschäftsführer eines Unternehmens und möchte nun meine Nachfolge regeln. Dabei fällt es mir sehr schwer, mich aus dem laufenden Geschäft herauszunehmen und an meinen designierten Nachfolger (37 Jahre) abzugeben. Er geht mir oft noch zu schnell auf eine Aufgabe los, ohne nach rechts oder links oder voraus zu schauen, was passieren könnte! Ich kenne das auch von mir:  Erst mal schnell weg vom Tisch, ohne dass alles bedacht ist. Und dann geht der Vorgang aus dem Bewusstsein und muss wieder mühsam rekonstruiert werden, um endgültig gelöst zu werden. Ich halte meinen Mitarbeiter grundsätzlich schon für den richtigen Nachfolger für mich.

Meine Frage ist nur, wie kann ich ihn unterstützen, damit er in Zukunft besonnener an die Aufgaben herangeht und der Nachfolger für mich wird, den ich in ihm sehe?

 

Antwort des Kairos-Trainer-Teams:

Sehr geehrter Herr N.,

auf Basis der wenigen uns vorliegenden Daten von Ihnen und Ihrem Nachfolger können wir Ihnen zu Ihrem Anliegen nur generell antworten. Für eine detailliertere kairologische Analyse benötigen wir mehr Informationen über Sie beide. Aber auch so werden Sie sicherlich einige Erkenntnisse aus unserer Antwort ziehen können.

Kairologisch betrachtet, erklärt sich das handlungsorientierte Verhalten Ihres Nachfolgers wie folgt: Er befindet sich in der 6. Lebensphase. Diese ist von Handeln, Machen, Umsetzen geprägt, da will man Gestalten. Von daher erklärt sich, dass er Aufgaben ‚einfach mal so‘ erledigt, denn der Glaube an die Willensfreiheit durchdringt sein Schaffen.

Innerhalb dieser 6. Lebensphase befindet sich Ihr Nachfolger im letzten Abschnitt der Entwicklung seines ‚Ich‘. In dieser Ich-Entwicklung schaut jemand darauf, wer er eigentlich ist und wie er zu anderen passt. Und so ist diese letzte Phase der Ich-Entwicklung auch davon bestimmt, dass ‚meine‘ Überzeugungen auf entgegengesetzte andere Überzeugungen treffen und ich für mich zu einer gewissen Synthese kommen sollte, sprich der Möglichkeit, die Spannung positiv auszuhalten.

In einem Unternehmen geht es unter den Gleichaltrigen fast zu wie auf einem Schulhof oder in einer großen Familie und gleichzeitig ist noch die Bereitschaft da, einen ‚Lehrer‘ zu akzeptieren.

Dieser ‚Lehrer‘ könnten Sie sein. Sie sind in der 11. Lebensphase und daher altersmäßig genau passend für diese Lehrerfunktion gegenüber Ihrem Nachfolger.

Für Sie mag das ‚Stürmische‘ des jungen Mannes eine gewisse Spannung bedeuten. Aus Ihrer Sicht erwarten Sie innerlich einen strukturierten Nachfolger. Doch vergessen Sie dabei nicht, dass Sie eine Generation weiter sind als Ihr Nachfolger. Sie haben aufgrund Ihres Alters und Ihres Lebenslaufs einen viel größeren Erfahrungshorizont. Lassen Sie Ihren Nachfolger dosiert an Ihren Erfahrungen teilhaben, ohne ihm dabei den Raum für eigene Erfahrungen zu nehmen. Lassen Sie ihn Neues wagen und erproben im Schutz des durch Sie geschaffenen Alten. Ihre Altersweisheit sollte dabei den ‚Sturm‘, den Sie aktuell empfinden, etwas abschwächen.