Frage: Herr O. (59 Jahre)

In einem Ihrer Vorträge über Kairologie habe ich gelernt, dass es für unterschiedliche Altersstufen auch unterschiedliche Ansprachen gibt. Wir wollen für unsere politische Organisation unbedingt neue Mitglieder werben. Wie stellen wir das in Bezug auf die verschiedenen Lebensphasen am besten an?

 

Antwort des Kairos-Trainer-Teams

Sehr geehrter Herr O.,

ohne nähere Details zu Ihrer Organisation und der beabsichtigten Zielgruppe zu kennen, können wir Ihnen nur einen groben Abriss zur Orientierung geben. Eine genaue Analyse würde Ihnen noch detailliertere Angaben für Ihr Anliegen liefern. Doch auch so können Sie sicherlich schon etwas davon für Ihre Zwecke anwenden.

Grundsätzlich geht es bei dem Entschluss zu einer Mitgliedschaft immer darum, wie bedeutungsvoll sie einem erscheint. Nur wenn etwas für uns Bedeutung hat, können wir dazu auch in Beziehung gehen. Und das In-Beziehung-Sein ist maßgeblich für die Entscheidung, ob jemand einem Verein oder einer politischen Organisation beitreten will oder nicht. Eine Organisation kann die besten Ziele haben, tolle Konditionen bieten, total angesagt sein – wenn jemand damit nicht in Beziehung gehen kann, weil es für ihn keine Bedeutung hat, reizt es ihn auch nicht, beizutreten.

Für die Mitgliederwerbung ist eine Grundvoraussetzung, genau hinzuschauen, zu was die angestrebte Altersgruppe in Beziehung gehen kann.

In der Kairologie unterscheiden wir drei Arten von Beziehung. Ich kann zum einen mit etwas in Beziehung gehen, weil ich hier meinen Geist und meine Kreativität entfalten kann. Es kann mir zum anderen vor allem darauf ankommen, mit anderen zu sein und die Gemeinschaft mit ihnen zu spüren. Mir kann es aber auch darum gehen, gemeinsam für etwas zu kämpfen und es zum Erfolg zu bringen. Geht es um eine politische Organisation, so dürfte es vor allem um die Dynamik des Miteinander und des Durchsetzens der gemeinsamen Anliegen gehen.

Sie erleichtern sich die Werbung, wenn Sie Ihre Ansprache der jeweiligen Altersgruppe anpassen. Wir empfehlen, bei der Jugend verstärkt das Gruppengefühl anzusprechen und die wechselseitige Anerkennung in der Gemeinschaft zu betonen.

Für junge Erwachsene kann eine einzige Begegnung mit jemandem, der die Sache der Organisation mit seinem ganzen Leben verkörpert, prägend für die ganze weitere Zukunft sein. Genauso kann die Erfahrung gemeinsamer Aktionen wie Demos oder Streiks nachhaltig binden.

Wer Ende 20 ist und vielleicht schon dabei ist, eine Familie zu gründen und sich fest für eine Laufbahn in einem Unternehmen zu entscheiden, ist am stärksten bereit, sich für eine bedeutsame Idee zu begeistern und sich für eine Mitwirkung daran zu entscheiden. Solchen Menschen sind also die Aufgaben ihrer Organisation so nahe zu bringen, dass sie sich für die gesellschaftliche Vision begeistern können.

In den dreißigern zieht die Menschen alles an, was ihnen hilft, ihre Überzeugungen überzeugend für andere rüberzubringen. Wer sinnvolle Angebote zur Förderung dieser Wachstumsprozesse anbietet, gewinnt sie am leichtesten.

Menschen im mittleren Alter wollen mitgestalten und schließlich eine verantwortungsvolle Funktion in der Organisation übernehmen. Man sollte also Mitglieder mit der Aussicht gewinnen, hier programmatisch mitarbeiten zu können oder gar in Entscheidungsprozesse eingebunden zu werden. Sagen Sie ihnen also, wie wichtig ihr Mitdenken und ihre Durchsetzungskraft für die Arbeit und den Erfolg der Organisation sind.

Ganz allgemein gilt also: Stellen Sie sich auf Ihre Gesprächspartner ein. Wenn Sie auf die Veränderung der schöpferischen Kräfte bei den Menschen achten, wird sich der Zugang zu ihnen wesentlich erleichtern.  Wir wünschen Ihnen gutes Gelingen.