Für viele Menschen scheint die Welt im Moment aus den Fugen geraten zu sein. Nichts scheint mehr wie es war, vielerlei Ängste lassen die Zukunft trübe aussehen, die Lebensfreude sackt auf ein niedriges Niveau und die Ellenbogen werden immer weiter ausgefahren, um sich zu behaupten.

 

Haben Sie einmal ein Stück Tang beobachtet, dass in der Brandung am Meeressaum treibt? Immer wenn es gerade auf den Strand gespült zu werden scheint, reißt die Welle den Tang wieder mit zurück in die See. Das wiederholt sich unzählige Male, denn der Tang ist der Welle ausgeliefert.

Und genau so fühlen sich viele Menschen heutzutage auch.

Aufgrund der ‚großen Wellen‘ um sie herum fehlt ihnen der feste Grund, die solide Bodenhaftung.

Sie treiben, teilweise völlig orientierungslos, durch ihr Leben.

Dabei suchen doch alle nach Orientierung, nach Halt und nach Bodenhaftung.

 

Kairos ist der Navigator der menschlichen Zeit. Wir sprechen sogar von einer erfüllten menschlichen Zeit, im Gegensatz zu Chronos, der leeren getakteten Zeit. Wer seinem Kairos folgt, sprich, wer weiß, welche Energien im Augenblick für sie/ihn zur Verfügung stehen, welche Aufgaben im Leben akut dran sind, hat für sich eine Orientierung und kann sich daran ausrichten. Ausrichten bedeutet auch aufrichten und mit dem Aufrichten bekommen wir einen Stand.

Um bei dem Bild mit dem Meer zu bleiben: wenn wir mit beiden Füßen fest auf dem Boden stehen, können uns die Wellen gern um die Beine spülen, doch sie werfen uns nicht um. Manchmal ruckelt es ein wenig, aber wir bleiben stehen, überschauen weiterhin die Lage und können die Dinge um uns herum realistisch einschätzen.

Es ist dabei wichtig zu wissen, was in unserem Innern gerade ansteht – auf den Kairos hören – um auch nach außen richtig wirken zu können. Und umgekehrt: Um ‚richtig‘ wirken zu können, brauchen wir das Optimum unserer Kräfte, also das Ausleben unseres Kairos.

In einer orientierungslosen Welt ist innere Orientierung umso wichtiger. Sie gibt uns unsere Kraft.

 

Ja, ich höre schon beim Schreiben Ihre Fragen…

Nein, im ersten Schritt wird die Welt damit nicht besser oder befriedeter.

Aber SIE können im Wissen um Ihre individuellen Kräfte anders damit umgehen. Sie haben in sich selber Halt und darum können Sie anders re-agieren, als wenn Sie sich dem Geschehen wie der Tang hilflos ausgeliefert fühlen. Und mehr in sich ruhende und sich ihrer selbst bewusste Menschen können stabilisierend auf die Gesellschaft wirken.

Das ist jetzt im extremen Zeitraffer ausgedrückt, aber im Endeffekt ist es so.

Wer das Leben lebt, für das sie/er geboren wurde, wird keine Energie darauf verschwenden, anderen Personen oder Systemen zu schaden. Und das hat mich zu der Überschrift zu diesem Artikel verleitet.

 

Und falls Sie dieses Jahr ans Meer verreisen, wünsche ich Ihnen ein fröhliches Treiben in den Wellen – aber ein selbstbestimmtes.